Audio-Dokumente

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Carl Schmitt Tondokumente

Ein nicht unbedeutender Teil der Wirkung von Carl Schmitt geht auf seine Stimme, Intonierung und Vortragsweise im Privaten wie im Öffentlichen zurück. Es haben sich einige Tondokumente erhalten, die dem Hörer eine Vorstellung von diesem Effekt geben. Dazu gehört eine Kurzvorlesung an der Universität zu Köln aus dem Juni 1933, die er vier Tage vor seiner eigentlichen  Antrittsvorlesung hielt. Ferner existieren Aufnahmen aus den 1960er und 1970er Jahren von Gesprächen mit Journalisten und Historikern. Die Carl-Schmitt-Gesellschaft veröffentlicht hier einige Beispiele.

Kurzvorlesung über die Grundrechte der Weimarer Verfassung, Köln 1933

Am 20. Juni 1933 hielt Carl Schmitt seine viel beachtete Antrittsvorlesung an der Universität zu Köln. Vier Tage zuvor, am 16. Juni 1933, sprach er am gleichen Ort in einem Kurzvortrag über die Grundrechte der Weimarer Verfassung.Von diesem Vortrag hat sich ein Mitschnitt auf Schallplatte erhalten, den wir hier wiedergeben. Die Tonträger liegen beim
Westdeutschen Rundfunk. Lautarchiv Köln 3308/2119 (5 von 6 Schallplatten, die 5. fehlt) LAV Signatur RWS 29. Das Transskript der Vorlesung finden Sie hier.

Gespräch mit Eberhard Straub

Im Sommer 1981 führte der Historiker, Schriftsteller und Journalist Eberhard Straub ein Gespräch mit dem damals 93jährigen Carl Schmitt. Das unveröffentlichte Gespräch ist auf Tonband festgehalten und wird hier in Auszügen zugänglich gemacht. Eine komplette Wiedergabe des Gesprächs ist wegen der ungenügenden Aufnahmequalität vieler Passagen nicht möglich.

© Carl-Schmitt-Gesellschaft e.V.

Der Beruf

„Ich will mit einem herausfordernden Satz beginnen. Wenn Sie mich fragen was ich bin und wer ich bin, dann werde ich Ihnen antworten: Ich bin von Beruf und Wesen Jurist und kein Berufsrevolutionär. Das ist irgendwie eine sozusagen Urfeindschaft. [ES: Zwischen Revolution und den Juristen] Ja und das ist eine Art Schwierigkeit des Berufs selbst, über den Juristen nicht gerne sprechen. Aber ich habe viele kennengelernt, sehr gute Juristen und grade wer große Prozesse mit politischen und finanziellen Hintergründen führt, der wird diese Erfahrung machen, in welchem Maße der Beruf eines Juristen etwas durchaus Selbständiges ist.“

Politik

„Der Jurist als Beruf ist jedem Politiker als Beruf verdächtig und suspekt. Andererseits geht es natürlich nie ohne ein Minimum von Recht solange überhaupt also menschliche Verständnis …“

Gewissen und Hugo Ball

[ES: Aber kann der Jurist nicht quasi doch zum Revolutionär werden, wider Willen oder …]

„Er ist es ja … Er wird es von selbst und er ertappt sich auch. Nun wollte ich hier einen Satz noch an… das Wort vom Beruf eines Juristen

Das ist mir eigentlich erst bewusstgeworden, durch einen Mann, der kein Jurist war aber wegen seiner katholischen Herkunft sehr viel formales Verständnis für Formen und Prozesse im Sinne eines geregelten Verfahrens hatte. Das geregelte Verfahren … ein Minimum von geregelten Verfahren bleibt bis in das erbittertste … in die erbittertste Auseinandersetzung herein. Und Feind ist kein Begriff der unmenschlich ist, sondern im Gegenteil: die Menschheit hört auf wenn Feind und Freund sortiert und durch irgendwelche, also Utopien oder Illusionen von Humanität ersetzt wird. Also dieses Wort das ich eben zitieren wollte … Nur der Mann der es gesprochen hat und formuliert hat und mich dadurch tief beeindruckt und auch <…?> hat war Hugo Ball der Dadaist. Ein erstaunlicher, hintergründiger Mann welcher durch die Marke, die Spitzmarke Dadaismus einfach sozusagen mundtot gemacht wird … einer der tiefsten und bedeutendsten Menschen die mir in meinem Leben begegnet sind. Dieser Hugo Ball hat einen Satz geprägt, auf den es mir hier in diesem Zusammenhang ankommt, nicht wahr, der betraf mich aber er gilt für das, was ich unter Juristen 〈 verstehe〉 <?>. Er, dieser Carl Schmitt, sagte Hugo Ball, nicht wahr, Carl Schmitt ist ein Mann, der in der Gewissensform seiner Begabung seine Zeit erlebt. Ich wiederhole: Er erlebt seine Zeit in der Wissensform seiner Begabung, der Gewissensform nicht Wissensform. Die Wissensform die zur juristischen Begabung gehört hat eine Beziehung zum Gewissen. Die ist so spezifisch, wie bei kaum einem Anderen … ich würde Theologen, soweit sie nicht Juristen sind, würde ich noch beiseite nehmen. Also der Satz, von dem ich ausgehe, wenn ich überhaupt von mir sprechen will und eine ernsthafte Frage ernsthaft beantworte ist dieser Satz: in der Gewissenform seiner Begabung erlebt er seine Zeit. Jede Begabung hat ihre spezifische Gewissensform. Auch der Künstler, der Maler, sobald er einen Beruf <?>, der Arzt selbstverständlich, auch die Handwerker … es gibt kein abstraktes Menschengewissen. Dieses Wort Gewissensform ist eine der schönsten und fruchtbarsten also Prägungen die mir in meinem Leben begegnet sind. Und ich wende sie an auf meinen Beruf als Jurist.“

Lafontaine

„… Ich hatte immer eine Schwäche für den heuristischen und interpretativen Wert von Fabeln, können die Schwierigkeiten, menschliche Dinge, die menschlich unaussprechbaren Dinge können sie dadurch, wie soll ich sagen, aussprechbarer machen, oder der Sprache zugänglich machen, dass sie sie von Tieren, die ja nicht sprechen, aussprechen. Das ist ein ungeheuerliches Thema – die Fabel … und Lafontaine ist einer genialsten Geister der ganzen westlichen <…>. Man braucht nur einmal eine Fabel von Lafontaine mit einer Fabel von Lessing zu vergleichen. Da sieht man die Schwäche. [Fehler] <kümmerlich…belanglosigkeit>. Er hat ja Fabeln von Lafontaine übersetzt und er hat sie abgeschwächt, weil er der furchtbaren, wie soll ich sagen, Wucht, dieser unerbittlichen Erkenntnis nicht gewachsen war.“

 

Übermensch

Ich hab mal einen Vers gemacht. „Um Mitternacht begegnet Dir ein Übermensch, ein wahres Tier wütend, empört und mit Geschrei, fragt er mich, wieviel Uhr es sei. Ich sage es sind sieben Uhr. Da schreit er also: Du hinterlistiges Gewächs, vor einer Stunde nur hast Du gesagt es wäre sechs.“

 

Verfassung

Die Verfassung wie sie jetzt ist …. kommt also vom Staatsrecht <?> her… obwohl es nie akut wurde. Die These von Hauriou <?>: Jede Verfassung hat einen unantastbaren Kern. Es wäre einfach Wahnsinn ihn  zufälligen Parlamentsmehrheiten auszuliefern. In einem Vielparteienstaat mit wechselnden Koalitionen…entscheidet dann praktisch Herr Genscher wieder ob was bewaffnet wird.

 

Ordnung in den Begriffen

Also der alte [Hugo] am Zehnhoff hat sein Urteil über mich <…?/dahin> zusammengefasst als er sagte, wie er einmal sagte und auch anderen sagte: „Ich habe nie in meinem langen Leben einen Menschen kennengelernt, der so viel Ordnung in seinen Begriffen und so viel Unordnung in seinen privaten Verhältnissen hat“.